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Künstler hautnah - heute mit Anna Krämer

Wir möchten bei waschechten Künstlern aus ganz Deutschland Mäuschen spielen und dir zeigen, wie vielfältig und bunt das Leben als Künstler/in sein kann, welche Höhen und Tiefen sie durchleben und was echte Künstler/innen sonst noch umtreibt. DIE Gelegenheit für dich, ein wenig Künstlerluft zu schnuppern.


Viel Spaß beim Interview mit der Künstlerin Anna Krämer!


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Wer bist du und welche Kunst machst du? Als hochsensible Person und Mutter eines Kleinkindes bin ich von allen Seiten vielen Reizen ausgesetzt. Das könnte natürlich auch daran liegen, dass ich in jeder Situation – ob beim Putzen, Schminken oder Kochen – auf einem Ohr parallel noch ein Webinar höre… Aber irgendwie habe ich das Bedürfnis mitzunehmen, was eben so geht. Ich möchte mich in jedem Bereich des Lebens stetig weiterentwickeln und jeden Tag besser sein als am Tag zuvor.

Dazu brauche ich dann unbedingt einen Ausgleich, etwas, das mich und meine Nerven wieder beruhigt. Deshalb bin ich beim Stricken, Häkeln und Zeichnen gelandet. Ich fertige Kleidung und Accessoires für Babys an (z. B. als Geschenk zur Geburt, Taufe oder zum Geburtstag), häkle Spielsachen und Kuscheltiere und male Aquarelle fürs Kinderzimmer.

Wie und wann bist du zur Kunst gekommen? Meine Eltern haben meinen drei Geschwistern und mir früher nachts Ausmalbilder vorgemalt, die wir dann tagsüber ausmalen durften. Das war wohl der Beginn des Ganzen, denn wir sind alle 4 Künstler geworden. Als Kind der 90er bin ich ohne viel Elektronik aufgewachsen, wodurch ich schon immer viel gebastelt und mich kreativ beschäftigt habe.

Und in der Grundschule hatten wir damals noch Werken. Dort haben wir unter anderem gelernt, eine Luftmaschenkette zu häkeln. Das habe ich zu Hause oft geübt, sie waren zum Teil mehrere Meter lang und völlig krumm und schief… Meine Mutter häkelte zu dem Zeitpunkt noch diese furchtbar altmodischen gestärkten Spitzendeckchen. Das hat mich damals scheinbar motiviert.

Nach ein paar Wochen verging es mir und ich zeichnete und malte nur noch. Dabei hatte ich irgendwann auch eine ausgeprägte Phase, in der ich nur Wellensittiche mit Wachsmalkreiden gemalt habe. Oder mit Acryl auf ganzen Zimmerwänden. Wer weiß, was mich da geritten hat 😃 Was waren deine ersten Materialien, die du gekauft oder geschenkt bekommen hast? Das waren sicherlich die Stifte meiner Eltern oder Geschwister und später alles, was ich an Schreibwaren in die Finger bekam. Irgendwann mit 16 stolperte ich auf der Suche nach irgendwelchen Mädchenzeitschriften dann über ein Magazin zum Stricken lernen, das auch die passende Wolle und Stricknadeln enthielt. Für 1,99 €! Das habe ich mir von meinem ersten Ausbildungsgehalt einfach gekauft und losgelegt. Dann hat es mich gepackt und ich bestellte mir das Abo: Monatlich 4 Ausgaben der Zeitschrift mit allen Materialien. In jeder Ausgabe lernte man ein Strickmuster und hatte am Ende viele viele verschiedenfarbige Würfel, aus denen man eine Patchworkdecke nähen konnte. Schon damals war das Stricken ein toller Ausgleich zu jugendlichen Problemen und der Arbeit.

Aber nachdem ich das Ziel erreicht hatte, brauchte ich eine neue Herausforderung. Genau da spielte mir das Universum eine neue Zeitschrift aus der gleichen Reihe zu, diesmal zum Thema Häkeln. Naja, und nun sitze ich hier und schreibe ein Interview dazu…

Dein erster Verkauf / deine ersten Einnahmen als Künstlerin? Ich saß bei meiner besten Freundin – ebenfalls eine begnadete Künstlerin – und wir sprachen gerade darüber, wie unterbezahlt diese Branche ist, wie wenig man für seine Arbeit verlangt und wie nicht wertgeschätzt man sich anschließend fühlt. Da klingelte mein Handy und eine alte Bekannte fragte an, ob ich etwas für ihr Patenkind häkeln und malen könnte. Meine Freundin bestärkte mich, genau wie die Motivation aus unserem Gespräch, und ich verlangte eine Summe, die mir damals völlig absurd erschien. Ich wartete auf die Antwort und war mich sicher: Das wars mit meinem ersten Auftrag. Dann kam die Nachricht: „Perfekt, wann kannst du loslegen?“ Natürlich war ich überglücklich und stolz, wir gaben uns ein High Five und stießen mit Tee darauf an :D Dieser erste Verkauf gab mir extrem viel Sicherheit im Umgang mit dem Thema des materiellen Wertes meiner Arbeit.

Eine Frage von mir, weil mir das Thema wichtig ist: Wie entscheidest du über deine Preise? Prinzipiell stehe ich zum Thema Wertstellung meiner Arbeit so: Ich verlange gerade so viel, dass ich mich und meine Kenntnisse, Fähigkeiten, meine Liebe und Energie, meine Zeit und Nerven dadurch als ausreichend gewürdigt und wertgeschätzt ansehen kann. Gleichzeitig verlange ich aber nur so wenig wie nötig, damit der Kunde sich damit wohl fühlt und den Preis gerne bezahlen möchte, weil er den Wert meiner Arbeiten erkennt. Für mich muss es ausgewogen sein - ein Austausch von positiver Energie. Welches ist dein Lieblingskunstwerk? Erst vor wenigen Wochen bin ich auf Chris Hong gestoßen, eine kanadische Künstlerin. Viele ihrer Werke sprechen mich an und enthalten ähnliche Aspekte. Das Cover für ihr erstes Artbook ist mir besonders im Gedächtnis geblieben.

Was war deine größte künstlerische Herausforderung? Ich stecke mittendrin! Aktuell versuche ich meinen Weg zu finden und einen eigenen Stil der Illustrationen für Kinder zu entwickeln. Ich weiß, wie er aussehen soll, aber meine Hände funktionieren nicht wie ich will. Zugegebenermaßen habe ich in den vergangenen Wochen kaum gezeichnet, und da ich nie einen Kurs oder ähnliches zum Grundverständnis beim Zeichnen absolviert habe, brauche ich immer etwas Zeit, um mich in dieser Welt zurechtzufinden. Allerdings bin ich auch einem guten Weg – das spüre ich! Bald gibt es dann meine ganz eigenen Charaktere. Darauf freue ich mich schon sehr! Was war dein größter Schattensprung?

Eindeutig der Moment, als ich beschloss, ein Gewerbe anzumelden. Von allen Seiten rieten mir das Freunde, Kunden und Follower. Irgendwie hatte ich aber schon immer Angst vor dem Staat, dem Finanzamt, all dem Papierkram und vor allem davor, etwas falsch auszufüllen und dafür im Knast zu landen 😃 In meinem Kopf war die Angst real und alles sehr dramatisch. Dabei wollte ich doch nur häkeln, malen und meine Mitmenschen damit erfreuen! Den letzten Anstoß gab dann meine große Schwester, die selbst längere Zeit ein Nebengewerbe betrieben hatte. Sie ließ es so leicht klingen und ich dachte dann auch: „Was solls? Versuchs einfach!“ Dein größter Fail? Das war ein großer Auftrag mit 4 Aquarellen fürs Kinderzimmer. Sie alle sollten das gleiche Thema haben, farblich aufeinander abgestimmt sein - pastellig in creme – und sich im Bild auf der gleichen Ebene befinden. Ich war total stolz, dass ich die richtigen Proportionen und Positionen sofort raus hatte und malte spät abends gleich das erste Bild aus. Es war perfekt. Selten war ich so zufrieden. Völlig überheblich setzte ich mich am nächsten Tag hin, legte die übrigen 3 Motive nebeneinander und legte los. Was soll schon schiefgehen? Das erste war ja direkt optimal geworden! Aber Aquarell verzeiht nicht. Ich erwischte einen völlig anderen Ton als beim ersten Bild und merkte es erst, als alle drei Tiere schon mit dieser Farbe grundiert waren. Es sah furchtbar aus und ich konnte es nicht mehr retten. Das Papier fusselte bei jeder weiteren Farbschicht und der schlammige rötliche Unterton kam immer wieder durch. Ich hätte heulen können vor Frust. Also habe ich alles neu skizziert und nochmal losgelegt. Und wieder den falschen Farbton erwischt. Beinahe hätte ich das erste fertige Bild zerrissen und alles neu gemalt.


Aber es gab ein Happy End! Beim dritten Versuch konnte ich den richtigen Ton finden, das erste Motiv mit ein paar Strichen angleichen und alles sah optimal aus 😊

Eine Erkenntnis gabs aber gratis dazu: Bei mehreren Bildern aus der gleichen Reihe immer alle am Stück malen – und bei Tageslicht!


Was war dein schönster Marmeladenglas-Moment?

Da gibt es so einige! Ein bedeutender war, als eine gute Freundin zu mir meinte: „Ich kanns kaum erwarten, irgendwann mal ein Baby zu bekommen, damit ich alles mögliche bei dir bestellen kann“. Das hat mich sehr berührt.



Wenn du alles erreichen könntest, wo siehst du dich in 5 Jahren? Natürlich wäre es toll, ausgesorgt zu haben, am Meer zu leben! Alle Rechnungen bezahlen zu können mit ein paar Verkäufen im Monat und mir zu gönnen, was immer ich will.

Aber eigentlich möchte ich einfach abends auf einem großen Balkon oder einer Terasse sitzen, mit Blick ins Grüne, Zeichenblock oder Häkelsachen auf dem Tisch… Und mit dem Gefühl, den Papierkram so weit im Griff zu haben, dass ich mich nur noch auf „das Schöne“ konzentrieren kann. Ach, und glücklich will ich sein!

Tatsächlich möchte ich nur tun, was ich liebe und dadurch eine Spur hinterlassen im Herzen der Menschen, die meine Energie wahrnehmen und diese um sich haben möchten – ob durch meine Werke oder durch mich selbst. Dein wichtigster Tipp an andere Künstler… Wie Will Smith sagte: „Lass dir niemals einreden, dass du etwas nicht kannst!“. Und: Hab Spaß dabei, brich Regeln, übertrete deine Grenzen und probiere Neues aus!



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Wenn du mehr über Anna und ihre aktuellen Werke erfahren möchtest, besuch sie gerne auf Instagram!


Auch nächste Woche stellen wir hier auf unserem Blog wieder neue Künstler vor! Wir freuen uns, wenn du dabei bist! Es bleibt spannend!


Eure Luna

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