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Künstler hautnah - heute mit Nils Peters

Wir möchten bei waschechten Künstlern aus ganz Deutschland Mäuschen spielen und dir zeigen, wie vielfältig und bunt das Leben als Künstler/in sein kann, welche Höhen und Tiefen sie durchleben und was echte Künstler/innen sonst noch umtreibt. DIE Gelegenheit für dich, ein wenig Künstlerluft zu schnuppern. Viel Spaß beim Interview mit dem Künstler Nils Peters!


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Wer bist du und welche Kunst machst du?

Also eigentlich bin ich promovierter Diplombiologe und eher zufällig zur Kunst gekommen. Es waren die Gedanken über den für mich absurden Begriff „Perfektion“, die mich zur Kunst brachten.

In meinen Arbeiten trifft Malerei auf Collage, auf Materialassemblage, zum Teil mit Street Art Elementen kombiniert und verbindet sich dann zu einer eigenen Bildsprache. Ich benutze Wortfragmente, die Sinnhaftes bilden und gleichzeitig als eigenes ästhetisches Mittel stehen.


Kleine surreale Details, Absurditäten und Chaotisches liegen mir am Herzen und ich „ordne“ sie dann zu einem neuen Ganzen. Generell mag ich die Absurdität von Begriffen wie „Ordnung“, „Reinheit“ und „Perfektion“. Ich suche Schönheit und Ruhe im Gegenteiligen.


Wie und wann bist du zur Kunst gekommen?

Ich versuchte damals eine „perfekte“ Dissertation zu verfassen. Mehrere Runden der Korrektur fanden statt und eine Lektorin las die finale Fassung. Nachdem knapp 100 Exemplare gedruckt waren, sah ich in der Einleitung, dass zwei Wörter im Satz vertauscht waren und dieser abrupt mit einem Punkt endete. Das war damals für mich unerträglich. Mein Doktorvater lachte und sagte, dass es die Perfektion überhaupt gar nicht gäbe und niemand jemals diesen „lächerlichen Fehler“ bemerken würde. Ich dachte lange darüber nach und kam dann irgendwann zu dem Entschluss, dass Authentizität weit über Perfektion steht. Und das Schönheit nicht durch Perfektion erreicht werden kann. Also versuchte ich damals die Schönheit der Nicht-Perfektion zu malen.

Was waren deine ersten Materialien, die du gekauft oder geschenkt bekommen hast?

Ich kaufte mir eine kleine Leinwand und ein Buch „Techniken der Acrylmalerei“. Dieses warf ich dann ab Seite 8 in die Ecke und rührte es auch nicht mehr an. Stattdessen ging ich zur Sandkiste meiner kleinen Tochter, holte mir eine Handvoll Sand und warf sie gegen die Farbe auf der Leinwand. Ich nahm Papiere, Pappen, sogar Katzenstreu (allerdings frisches) und machte mir eine einzige Regel: „Vergiss alle Regeln“. Wenn schon Autodidakt, dann auch richtig.


Dein erster Verkauf / deine ersten Einnahmen als Künstler? Eine Arbeitskollegin von mir fragte, was ich denn so malen würde und war begeistert. Sie kaufte mein erstes Bild. Dies sprach sich rum und andere folgten. Dann kam es tatsächlich doch unerwartet schnell zu meiner ersten Ausstellung, was ich eigentlich niemals vorhatte. Es ging dann immer so weiter, wofür ich sehr, sehr dankbar bin.


Welches ist dein Lieblingskunstwerk?

Mein Lieblingskunstwerk? Oh, dass ist schwierig.

Es gibt so viele Arbeiten anderer Künstler, die ich großartig finde (Cy Twombly, Meese, Ai Wei Wei, Jasper Jones, … ), unmöglich da eines herauszusuchen. Ich beschränke mich mal bei der Antwort auf meine Arbeiten. Ich malte vor drei Jahren meinen damals 5-jährigen Sohn. Der ganze Prozess der Vorbereitung, die Umsetzung und das Resultat gefallen mir immer noch sehr. Das gleiche gilt für das Portrait meiner Tochter. Das sind zwei ganz wichtige Arbeiten für mich.





Was war deine größte künstlerische Herausforderung? Mich fragte mal ein früheres Vorstandsmitglied eines großen, deutschen Konzerns, ob ich ihm nicht zwei große Wände der Vorhalle seines Schlosses bemalen könne. Also direkt auf die Wand. Das war für mich eine sehr große Herausforderung, machte aber unendlich viel Spaß. Eine Woche wohnte ich in dem Schloss in einem Gästezimmer. Tagsüber malte ich und abends aßen wir gemeinsam…es war großartig.


Dein größter Fail?

Ich hatte mir mal eine sehr große Leinwand bestellt (140 x 220) und mir viele Skizzen für eine neue Arbeit gemacht. Ich wollte etwas ganz Neues ausprobieren und arbeitete viele, viele Wochen an diesem Bild. Das Resultat sah zwar genau so aus, wie ich es vorher im Kopf hatte, leider war es aber einfach nur eine sehr schlechte Arbeit geworden, mit der ich sehr, sehr unzufrieden war. Es folgten Tage der Enttäuschung. Das Ding war einfach nicht schönzureden und schlichtweg misslungen. Ich malte es komplett über.


Was war dein schönster Marmeladenglas-Moment


Ich stellte einmal in einer Galerie in Innsbruck aus. Die Vernissage war gut gefüllt und ich hatte viele nette Gespräche bis in den späten Abend. Als dann die Räume eigentlich leer waren nahm mich ein sehr höflicher, vornehmer und gebildeter älterer Herr aus Frankreich an den Arm und fragte mich ganz höflich, ob ich ihn einmal durch meine Bilder führen könnte. Der Mann war 87 und Arzt aus Toulouse, wie er mir erzählte. Er war so interessiert an meinen Bildern und stellte wunderbare Fragen. Bei einem meiner Bilder sagte er zu mir, dass es sein Herz anfassen würde. Er lächelte mich an und hatte Tränen in den Augen. Er bedankte sich und sagte, dass meine Arbeiten ihn sehr berühren würden. Wir sprachen fast noch eine Stunde bis weit nach Mitternacht. Es war ein fantastischer Moment, der auch mein Herz zum Glühen brachte. So etwas kann nur die Kunst.



Wenn du alles erreichen könntest, wo siehst du dich in 5 Jahren?

Ich gehe immer langsam Schritt für Schritt. Ich bin schon sehr froh und dankbar, dass ich so schöne Ausstellung haben durfte. Ein konkretes Ziel habe ich nicht. Wenn alles so bleibt wie jetzt, ist es super. Sollte es noch mehr werden, wäre es galaktisch.


Dein wichtigster Tipp an andere Künstler?

Ich benutze, wie die meisten anderen Künstler auch, die sozialen Netzwerke. Sie sind wichtig und ein sehr gutes Tool gerade für Künstler, um auf seine Arbeiten aufmerksam zu machen und wichtige Kontakte zu knüpfen. Ich habe manchmal aber das Gefühl, dass für viele das „Jagen“ nach Followern und Likes ein wenig außer Kontrolle geraten ist. Ich glaube, es ist wichtig, dass das Erschaffen von Kunst immer im Vordergrund stehen sollte und nicht das Veröffentlichen auf Instagram.


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Wenn du mehr über Nils und seine aktuellen Werke erfahren möchtest, besuch ihn gerne auf Instagram oder schau auf seiner Website vorbei!


Auch nächste Woche stellen wir hier auf unserem Blog wieder neue Künstler vor! Wir freuen uns, wenn du dabei bist! Es bleibt spannend!


Eure Luna

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