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Künstler hautnah - heute mit Timo Bredehöft

Aktualisiert: 14. Juni 2022

Wir möchten bei waschechten Künstlern aus ganz Deutschland Mäuschen spielen und dir zeigen, wie vielfältig und bunt das Leben als Künstler/in sein kann, welche Höhen und Tiefen sie durchleben und was echte Künstler/innen sonst noch umtreibt. DIE Gelegenheit für dich, ein wenig Künstlerluft zu schnuppern. Viel Spaß beim Interview mit dem Künstler Timo Bredehöft!


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Wer bist du und welche Kunst machst du?

Hi, ich heiße Timo Bredehöft und komme aus Hamburg.

Ich habe als Künstler schon mehrere unterschiedliche Techniken ausprobiert, konzentriere mich aktuell aber primär auf Zeichnungen und Illustrationen im Comic/Manga-und Anime-Stil. Ich zeichne aber auch liebend gern realistische Portraits und reale Dinge. Dabei lerne ich täglich Neues über z.B. Anatomie (Mensch und Tier), Perspektive, Zeichenstile unterschiedlicher Künstler, Mal-/Zeichenmedien, Farben, Farblehre, uvm. Also quasi alles was zu einer Zeichnung, die oftmals auch optisch an 3D angelehnt dargestellt wird, dazu gehört.

Ich liebe es, klassisch zu zeichnen, setze mich aber auch oft einfach an mein iPad und zeichne/male in Procreate (Anmerkung von Luna: bei Procreate handelt es sich um eine App für digitales Zeichnen). Hier hat man die Möglichkeit schneller Korrekturen und Kolorierungen vorzunehmen.

Am liebsten habe ich allerdings meine Sketch Books, die jeweils mit einem unterschiedlichen Bleistift (meistens Druckbleistift) ausgestattet sind. Diese habe ich in unterschiedlichen Größen (A6-A4) und nehme immer eins mit, so dass ich immer in der Lage bin z.B. in der Bahn, in einem Wartezimmer oder im Restaurant zu zeichnen.


Wie und wann bist du zur Kunst gekommen?

Ich bin kreativ seit ich denken kann. Ich habe mit 4 oder 5 Jahren meine ersten Malwettbewerbe bei Straßenfesten (Kreide) oder bei Ausschreiben vom Otto Katalog gewonnen (Stiftzeichnungen). Darauf war ich sehr stolz. Außerdem war mein Vater immer sehr kreativ und das hat mich wohl beeindruckt. In der Schule habe ich oft Ärger bekommen, weil ich meine Hefte vollgekritzelt habe :P


Soweit ich mich erinnern kann, habe ich bis zu meinem 8- 9 Lebensjahr regelmäßig gezeichnet. Viele der Zeichnungen hat meine Mutter noch in Ihrer Timo-Sammlung.

Leider habe ich zwischendurch immer mal wieder das Interesse verloren und mich auf andere Dinge konzentriert. Fußball, Mädels, Actionfiguren und was einem Jungen sonst noch so für Blödsinn in den Kopf kommt :)




Was waren deine ersten Materialien, die du gekauft oder geschenkt bekommen hast?

Puh, ihr stellt Fragen! Ich habe mir meistens Stifte und Malblöcke neben meiner Dinosaurier und Actionfiguren gewünscht. Ich habe auch häufig Malbücher geschenkt bekommen. Ich glaube mit diesen Dingen fing es an.


Dein erster Verkauf/ deine ersten Einnahmen als Künstler?

Die Frage kann ich ganz konkret beantworten. Ursprünglich wollte ich nie Geld mit Kunst verdienen, sondern lediglich Freunden und mir selbst Geschenke mit meinen eigenen Skulpturen machen. Das ging von kleinen, individualisierten Figuren wie z.B. einem Handball-Minion bis zu League of Legends Figuren von ca. 25 - 30 cm Größe, die ich für jemandem zum Geburtstag modelliert habe. Das ging jedoch sehr ins Geld, da die Pakete mit dem Polymer-Clay (backbare Modelliermasse) auch immer schnell weg gingen bei einer 30 - 35 cm Figur.

Im Endeffekt war mein erster Verkauf und meine erste Auftragsarbeit eine Figur für einen Freund, die mir 45€ eingebracht hat. So habe ich einem Freund einen Gefallen getan und quasi Geld (ohne Arbeitsleistung) gegen den Materialwert getauscht.

Als nächstes hatte ich mal eine do-it-yourself Figur modelliert und abgegossen, die man dann selbst individuell bekleben, erweitern konnte. Davon habe ich zwei Stück auf Etsy verkauft. Die Nachfrage war sehr gering und ich habe ca. 50€ für zwei Figuren bekommen.


Ein paar Jahre später folgten dann mehrere größere Figuren wie z.B. der Meister Sprinter von den Turtles oder Donatello von den Turtles, die ich pro Figur für 120€ verkauft habe. Da war aber auch schon richtig Arbeitsleistung drin. Normalerweise hätte ich für die Figuren (one of a kind) inkl. 24 - 30 Arbeitsstunden pro Figur viel mehr Geld nehmen müssen. Aber ohne einen guten und bekannten Namen, bekommt man in der Szene halt keine 800 -1200€ für die Größe.

Meine ersten Zeichnungen, die ich als Auftrag bezahlt bekommen habe, lagen bei einem Portrait bei 70€ (Geschenk für einen Freund) und einer großen digitalen Zeichnung inkl. high quality print bei 170€.


An der letzten Zeichnung war ich schlussendlich erschrocken, da ich fast 19 Stunden reine Konzeptions- und Zeichenzeit hatte. Aber hier hatte ich für einen Freund ebenfalls einen Spezialpreis gemacht. Herausfordernd war hier tatsächlich die Deadline inklusive Kunstdruck. Ende vom Lied: Der Druck kam mit Expressversand genau am Zieltag an… was für ein Stress :)



Was ist dein Lieblingskunstwerk?

Es gibt so viele schöne Bilder, Gemälde und Zeichnungen da draußen. Gefühlt gibt es ja auch sooo viele tolle Künstler:innen, so dass man sich hier auch nicht vergleichen darf oder vergleichen sollte. Zugleich fällt es mir auch schwer zu sagen, dass mir ein Bild ganz besonders gefällt. Ich würde eher sagen dass es bestimmte Stile sind, die mich inspirieren/inspiriert haben.

Ich liebe z.B. klassische Ölmalerei. Viele Portraits von klassischen Künstlern hauen mich komplett vom Hocker. In Museen/Ausstellungen gehe ich so dicht wie möglich an die Bilder ran und versuche die Pinselstriche und Farben zu analysieren, um so das gesamte Kunstwerk besser zu verstehen.

Ich liebe es aber auch, wenn jemand hervorragend mit Formen und Farbe umgehen kann. Dabei ist es mir egal, ob es ein Bild ist oder eine klassische Skulptur, ein Kunstwerk aus 100 Schwertern oder wie auch immer.

Was ich allerdings auch sagen muss, ist, dass ich mittlerweile - und das unterstreiche ich ganz fett - auch digitale Künste zu schätzen weiß.

Digital geht ggf. einfacher und schneller. Man muss allerdings trotzdem wissen, wie man seine Werkzeuge einzusetzen hat. Egal ob klassisch das Öl mit der Paste und dem Pinsel oder der digitale Pinsel mit dem richtigen Brushstroke in der richtigen Intensität und Farbe.


Von meinen Bildern mag ich das Portrait der Großmutter meiner Frau (Bleistift), Portrait Geralt (The Witcher) mit Buntstiften, meine digitale Auftragsarbeit und tatsächlich eine Skizzen aus meinen Sketchbooks am liebsten, da ich dort sehen kann, wie ich mich über die Jahre entwickelt habe.


Was war deine größte künstlerische Herausforderung?

Die größte Herausforderung ist immer ständig am Ball zu bleiben. Das heißt so oft wie möglich den Stift oder Pinsel in die Hand zu nehmen. Ich versuche deshalb, immer mein Skizzenbuch dabei zu haben und zu zeichnen, wenn es geht. Auch wenn es nur mal eine Hand, ein Kopf oder ein Mülleimer ist, wo das Licht- und Schattenspiel hervorragend aussieht.


Dein größter Fail?

Jeden Tag. Um besser zu werden muss man „failen“. Deswegen radiere ich in meinen Skizzen z.B. auch kaum etwas weg. Fangt an einfach neu zu zeichnen und lernt aus misslungenen Zeichnungen. Es gibt immer irgendetwas, was fail ist und dann machst du es entweder direkt oder beim nächsten Mal einfach besser. :)


Was war dein schönster Marmeladenglas-Moment?

Ihr seid verrückt… ich musste den Begriff erst einmal googeln :D

Ich glaube, ich würde die besonderen Momente mit meiner kleinen Tochter und meiner Frau gern bei Bedarf erneut „erschnüffeln, wenn ich das Marmeladenglas öffne“. Es gibt so viele schöne Situationen, an die man sich nach einer geraumen Zeit nicht mehr richtig erinnern kann. Und genau dafür möchte ich gern so ein Marmeladenglas für Erinnerungen haben <3


Wenn du alles erreichen könntest, wo siehst du dich in 5 Jahren?

Es gab einen Zeitpunkt in meinem Leben, wo ich alles hatte. Einen sehr gut bezahlten Job, Haus, Frau, Kind, zwei Katzen und Hobbies. Jedoch hat mir meine Gesundheit einen Strich durch die Rechnung gemacht und ich habe mich aufgrund dessen zu einem Jobwechsel entschieden, der gewisse Einbußen mit sich gebracht hat. Aber eigentlich habe ich durch diese Situationen erst so richtig gewonnen. Denn mir wurde bewusst, was wirklich wichtig ist. Und das ist glücklich und zufrieden zu sein. Dadurch habe ich eigentlich schon alles, was ich brauche. Mehr Zeit für meine Familie und mich. Ich möchte gern, dass alle gesund bleiben und dass ich stets der Zeichnerei treu bleibe. Das ist mein größter Wunsch.


Meine wichtigsten Tipps an andere Künstler:innen:

Mache es für dich und nicht für andere.

Tu es wenn möglich täglich.

Räume dir Zeiten für dein Hobby ein.

Weniger social media - mehr creative time!

Bucht euch Kurse, um im direkten Austausch mit Anderen zu lernen.


Euer Timo




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Wenn du mehr über Timo und seine aktuellen Werke erfahren möchtest, besuch ihn gerne auf Instagram!


Auch nächste Woche stellen wir hier auf unserem Blog wieder neue Künstler vor! Wir freuen uns, wenn du dabei bist! Es bleibt spannend!


Eure Luna

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